In dieser Baulücke stand die Fachhochschule Potsdam. Ein typischer DDR Betonklotz mitten im ehemals historischen Stadtkern. Letzter wurde kurz vor Kriegsende in einem tragischen und damals schon sinnlosen Bombenangriff teilweise zerstört.
Nach dem Krieg entschied die damalige Regierung der DDR das Viertel mit Plattenbauten wiederherzustellen. Es wurde dringend Wohnraum gebraucht. Dennoch baute man sich ein schickes Hotel (vornehmlich für Westtouristen) und die besagte Fachhochschule dazu. Nach der Wiedervereinigung wurde klar, dass das Gebäude bald nicht mehr seinen Zwecken genügen würde und die Fachhochschule zog auf einen neuen Campus außerhalb der Zentrums. Das alte Gebäude wurde für den Einzelhandel und als Bürofläche genutzt. Einige Räume wurden von Künstlern in Beschlag genommen.
Leider wurde das Areal nie wirklich von den Bewohnern angenommen. Der wenige Einzelhandel verschwand und die Behörden fand neue und moderne Büros. Das Gebäude erzeugte einfach keine Atmosphäre in der sich Fußgänger wohlfühlen könnten. Es hab keine Cafés, keine Restaurants und keine Orte zum Verweilen. Es gab nur den großen Block aus Beton mit leeren Flächen an allen Seiten.
Also beschloss die Stadt den Klotz abzureißen und etwas Neues zu bauen. Und man entschied sich für den Wiederaufbau der alten Straßenzüge und Gebäude mit historischer Fassade. Kurz gesagt: Historischer Fake-Kitsch. Wie kreativ! Viele Einwohner (insbesondere die Alteingesessenen) waren gegen die Pläne, welche überwiegend von der Stadtverwaltung und der neuen urbanen Elite unterstützt wurden. Die öffentlichen Kampagnen wurden erbittert ausgetragen und haben die sachliche Ebene oft verlassen.
Das alte Gebäude der Fachhochschule, interessant wie es gewesen ein mag, war einfach zu unpraktisch. Die Bewahrer wollten darin Ateliers, Proberäume und Projektwerkstätten etablieren aber diese Ideen hatten wenig wirtschaftliche Unterstützung. Im Gegenteil sie hätten regelmäßige Förderungen durch die öffentliche Hand erfordert. Die Pläne der Stadt würden dagegen Wohnraum schaffen und Steuereinnahmen generieren.
Ich denke der Abriss war eine vernünftige Idee. Trotz der interessanten Architektur war die Fachhochschule zu dominant und irgendwie auch ein Dorn im Stadtzentrum. Ein Ausreißer. Der urbane Raum um das Gebäude war unattraktiv und leer. Die neuen Gebäude werden notwendigen Wohnraum schaffen und hoffentlich auch eine urbane Landschaft, in der sich Menschen aufhalten wollen. Ich bin dennoch besorgt, dass das neuen Viertel zu einer Touristenecke verkommt mit Geschäften und Gastronomie, welche eigentlich nur Bestager Touristen anzieht. Ein steriles und rein kommerzielles Viertel wäre ein trauriger Ersatz für den sozialistischen Betonbau.
Fotografische Anmerkungen:
Das Foto entstand mit der Fujifilm X100F und dem Kodak Ektar 100 Filmrezept von Fujixweekly. Das Zeitfenster für dieses Bild war recht kurz bevor der hohe Bauzaun errichtet wurde.