
Gleich neben dem einsamen Drehstuhl waren noch diese alten Schilder zu finden. Klar so ein Umspannwerk ist nicht nur spannend für den Industrieromantiker sondern auch spannend gefährlich. Daher listet das linke Schild all die notwendigen Schritte auf bevor man an den Anlagen arbeiten durfte. Als jemand der mal für einen Energieversorger gearbeitet hat, kenne ich diverse Gruselgeschichten in denen einer dieser Schritte unterblieb.
Ich habe zwar im IT-Bereich gelernt aber die Firma hat uns trotzdem mit den Technikern umhergeschickt und Touren durch die Kraftwerke gegeben. Im Nachhinein war das schon echt Klasse. Und es war auch mein erster richtiger Kontakt mit der “arbeitenden” Klasse und deren Umgangsformen, Einstellungen und Gebräuchen. Klar als Intellektuellenkind habe ich auf die Leute herabgeschaut. Ich habe schließlich was mit Computern gelernt und wollte studieren. Der zwanzigjährige Paul konnte ganz schön arrogant und blöd sein.
Heute, nach fast 15 Jahren mehr oder weniger sinnhafter Bürotätigkeit, habe ich deutlich mehr Respekt vor den Menschen, die mit ihren Händen und Werkzeugen arbeiten und nicht nur mit Laptops. Ich dachte ich mache etwas Besseres aber ich kenne genug Menschen, die es grauen würde tagein und tagaus im Büro vor dem Bildschirm zu sitzen und Emails mit Dateianhängen zu schreiben oder stundenlange Meetings zu haben. Vielleicht habe ich auch den Respekt für meine Profession verloren.
Jeder Mensch findet den eigenen Weg im Leben und nicht jeder kann oder will eine Karriere im Anzug machen. Und das ist auch ganz gut so.