So ich hatte also gerade eine Kamera gekauft die spürbar über meinem Budget lag und hatte damit nur das billige Kit-Objektiv zur Verfügung. Zur dieser Zeit dachte ich noch auf jeden Fall ein Teleobjektiv zu benötigen. Also besuchte ich ein Fotogeschäft (ja tatsächlich ein richtiges Geschäft mit Anschauen und in bar bezahlen) und kaufte ein billiges Sigma Teleobjektiv (Sigma AF 70-300 mm f/ 4-5.6 APO DG Macro). Sigma ist eine der Firmen welche mit mehr Abkürzungen versucht ihre Produkte attraktiver zu machen, selbst wenn es das billigste Telezoom auf dem Markt war.
Ob es exakt diese Objektiv war kann ich nicht mehr sagen. Sigma überarbeitet die Produkte regelmäßig und ergänzt oder verändert die vielen lustigen Kürzel. Das Objektiv war mäßig scharf und hatte einen sehr langsames Autofokus. Tagsüber bei guten Licht war das noch in Ordnung aber in Innenräumen oder schwierigem Licht kam ich schnell an die Grenzen des Objektives. Wenn ich durch meinen Katalog schaue dann habe ich recht wenige Aufnahmen mit dem Sigma Telezoom gemacht. Es waren weitere 550g an einer ohnehin schweren Kamera und damit nicht wirklich ideal für meine Art der “ich laufe herum und schaue was sich ergibt” Fotografie. Nach ein paar Jahren gab der Autofokusmotor auf und das Objektiv landete auf Ebay.
Canon EOS 20D und Sigma AF 70-300 mm f/ 4-5.6 APO DG Macro: Beispielbilder

In diesen Plattenbaupunkthochhäusern (ja so lange Worte gibt es) zu wohnen wäre ein Albtraum. Dennoch bin ich von der Idee und dem Design auf eine leicht dystopische Weise angetan. Diese Punkthochhäuser dienten oft als Anker ganzer sozialistisch geplanter Plattenbausiedlungen. Meist wurde um einen solchen Doppelturm ein Platz angelegt und die ersten Geschosse teilweise Einzelhandel, Büros und Gewerberäume ausgestattet. Dies war nicht bei jedem Hochhaus der Fall aber bei denen, aber häufig bei denen die als städtebauliche Siedlungszentrale geplant wurden.
Diese Türme waren wahre Wohnburgen. Ein oder zwei Etagen konnten ähnlich viele Menschen unterbringen wie ein typisches Mehrfamilienhaus aus der Vorkriegszeit, nicht umsonst nannte man die Plattenbauten auch Arbeiterschließfächer. Ein Grund lag sicherlich auch in der Tatsache, daß die Bewohner oft in die Industriegebiete pendelten und zum Schlafen und Essen wieder nach Hause fuhren. Echtes urbanes Leben gab es in solchen Siedlungen nicht. Etwas was der DDR Führung sicherlich nicht Unrecht war. In der obersten Etage dieses Hochhauses am Helene-Weigel-Platz konnte man (ich finde keinen aktuellen Verweis mehr) eine historische eingerichtete Wohnung für den DDR’esquen Urlaub mieten.

Im Gegensatz dazu die alten Ziegelbauten aus der Kaiserzeit. Diese wurden dich aneinander gebaut und bildeten so ganze Straßenzüge nebst Innenhöfen. Viele Häuser wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder beschädigt und danach wieder aufgebaut. Manchmal wurden dabei die obersten Etagen oder Seitenflügel ausgelassen, weil das Baumaterial zerstört war. In anderen Fällen wurde statt dem Dach eine Wohnung aufgesetzt um den Wohnungsmangel zu beseitigen. Es sieht so aus als ob das Apartment in der obersten Etage so entstanden ist. Sicherlich eine interessante Wohnung mit Blick auf eine in einen kleinen Platz (nebst Spielgeräten) umgewandelte Kriegslücke. Man beachte die attraktiven französischen “Balkone”. Heute würde man es fake Balkon nennen.

Im Zeitalter schicker elektrischer Triebzüge sind diese alten und verdreckten Dieselzüge eine gewisse Augenweide. Voller Ruß, laut und stinkend transportieren sie den Betrachter zurück in die 1980er Jahre. Tatsächlich wurden diese Züge zwischen 1974 und 1995 gebaut und erst Ende der 2000er ausgemustert. Vereinzelte Exemplare fahren noch auf einigen Strecken. Sie sind ziemlich klein, langsam und wurden überwiegend für Nebenstrecken, auf dem Land oder ähnlich schwach ausgelasteten Strecken eingesetzt.
Solche Bilder waren der Hauptgrund für den Kauf des Teleobjektivs. In Anbetracht des langsamen Autofokus waren schnell fahrende Züge (sogar die langsame Kiste hier dürfte so um die 120 km/h gefahren sein) gar nicht mal so einfach zu fotografieren. Aber Serienbilder kosten mit Digitalkameras praktisch nichts mehr außer der Zeit sie zu sortieren. Dennoch mein Interesse an allen Orten und Objekten mit denen Menschen von A nach B kommen bestand schon damals auch wenn der technische Aspekt mittlerweile vom Blick aufs Soziale ersetzt wurde.

Ganz nah ran an dieses merkwürdige Objekt während ich auf dem Bahnsteig gewartet habe. Wikipedia erklärt sehr ausführlich worum es sich hier handelt. Mir ist das Bild in Erinnerung geblieben weil ich mich am Bahnhof mit einem netten Mädchen getroffen habe (und ja “Mädchen” aus heutiger Perspektive, wir waren ja Anfang 20). Ich war zu gehemmt und habe mich nicht getraut einen ersten Schritt zu machen. Vielleicht war das ganz gut denn letztlich wollte sie wohl nur etwas Spaß haben während es mit ihren Freund nicht so recht lief. Zudem Haus, Kind und Auto auf dem Dorf waren irgendwie damals schon ihre Ziele und das Letzte was ich gehört habe hat sie diese wohl auch erreicht. Ob mit dem besagten Freund, ich weiß es nicht.